Das Allerblödeste was es überhaupt gibt

Die Nase läuft.
Der Darm inzwischen auch. 
Der Hals ein schwellendes Etwas. 
Die Temperatur ist am brodeln.
Alles ist in Bewegung in meinem Körper. 
Seit Tagen.

Und ich liege flach.

Jedenfalls klappern die Finger noch recht ergiebig. Ich schnappe mir den Moment eines klaren Durchblicks um ein paar Gedanken einzutippen, bevor sie vielleicht im hohen Fieber verdampfen und sich ins Nichts auflösen. 

Krank sein ist blöd. Und als Mutter krank zu sein ist auch blöd. 
Aber am Allerblödesten ist krank zu sein mit gesunden Kindern.
Das ist das Allerblödeste was es überhaupt gibt.

Meine Tochter hat die Grippe schon hinter sich. Langsam kommen ihre Lebensgeister zurück, wobei meine gerade erst in die Todesgruft schlurfen. Wo sich bei ihr Gesundheit, Fröhlichkeit und Unternehmungslust ausbreiten, haben die Viren ein neues Fressen gefunden:
Mich.
Sie nisten sich ein und lähmen mich komplett.
Mein Mann ist trotz Husten der Grippe nochmals von der Schippe gesprungen und ist am Geld verdienen. Mein Sohn präsentiert sich strotzender Gesundheit, die sich im Trotzen und hoher Lautstärke auf meine angesägten Nerven entlädt. Ich mag nicht und kann nicht. 
Ich will nur ins Bett. Lasst mich jetzt endlich mal krank sein!
Doch man muss funktionieren. Und so mache ich mich ans Überleben im Alltag, der ohne meine Einwilligung im hohen Tempo weiterläuft. 

Essen kochen. Ravioli aus der Büchse tun es heute auch.
Duschen meiner Kinder. Halt diesmal ohne Shampoonieren.
Aufräumen. No coment. 
Hausaufgaben.Sollen sie selbst schauen. 
Genug warm angezogen. Mir egal. 
Jacken aufhängen. Unwichtig.

Ich bin auf mich alleine gestellt mit der Grippe. Bin in mich gekehrt und fühle mich hundeelend. Gehe alleine ins Gefecht mit ihr. Aber eben nicht alleine sondern mit munteren Kindern, denen langweilig ist und sich ab Banalem streiten und saumässig laut sein können. Ich fühle mich gevierteilt und gedrittelt und sowieso zur Hälfte halbiert. Es ist eine Folter. Im Spiegel blickt mit ein hässliche Elend an. Meine Nase knall rot. Spröde Lippen.  Die Haare strähnig. Den BH lasse ich aus Bequemlichkeitsgründen weg. Es hängt alles. Ich erlöse mich von Elend, wende mich vom Spiegel ab und schlurfe ins Bett. Schüttelfrost kriecht in mir hoch. 

Ich lege mich hin, Zwiebelwickel um den Hals, Ohrenstöpsel rein und überlasse alles dem Untergang bis ich wieder von den Halblebenden auferweckt werde. Solange es kein Menschenrecht für krank sein dürfen für Mütter gibt, muss ich mir selbst helfen. 

6 Dinge die in solchen Situation Gold wert sind:

- Ohrenstöpsel_ die Welt dreht sich weiter ohne deine Beteiligung.

- Filme für die Kinder_ schiebe deine Bedenken auf die Seite. Er ist ein guter Babysitter und du legst dich schlafen. 

- Grosseltern_ die für ein paar Stunden übernehmen und den Viren und Bakterien in deinem Haus trotzen und in Kauf nehmen, sich anzustecken. Spann sie ein, wenn du kannst. (Danke Mami.)

- Nachbarinnen_ die mir die Kinder abnehmen und auf die Verlass sind. (Danke Nati.)

- Fertig Food_ zumindest für diese Situationen sind sie gerechtfertigt.

Läkerol_ nützen tausendmal mehr als alle teuren Hustenbonbons. 










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