Weisses Blatt

Wenn es draussen schneit, wird alles weiss. 

Der Alltagslärm wird gedämpft, das Dunkel weniger, die Luft klar.

Die Landschaft wie ein weisses Gemälde, getunkt in Reinheit und Unberührtheit. 

Alles liegt vor mir wie ein unbeschriebenes weisses Blatt. So wie mein Weg in diesem Jahr. 

Nichts Vorgekritzeltes, nichts Vorgegebenes, einfach nur weiss und leer.

Gut, einiges ist klar und wird wohl laufen wie gewohnt. 

Kochen, putzen, waschen, spielen, Kleingruppe, Freunde.

Und doch quält mich gerade heute in der Natur drückend die Frage, wie es mit mir weiter gehen soll. Fühle mich so heimatlos. 

Wenn ich so durch den Schnee stapfe, will diese Ruhe der Natur einfach nicht auf mich übergehen. Ich bin unruhig, einsamer Wolf der trabend und ziellos durch den Schnee streift.

Wohin, wohin, wohin soll ich gehen... ?

Als ich so durch den Schnee stapfe, denke ich an meine berufliche Zukunft. Es liegen Entscheidungen an. Wie ich es auch drehe und wende, ich komme zu keinem Entschluss. 

Was ich im alten Jahr noch versuchte auf das Neue zu schieben und zuversichtlich ins 2017 zu ziehen, will mir heute am 4.Januar einfach nicht gelingen. 

Die Kälte kriecht mir am Kragen hoch.

Die Gedanken werden stürmischer so wie der Schnee der gerade anfängt um mich herum zu wirbeln. Ich ziehe mir die Kapuze hoch.

Ich solchen Momenten hilft es mir zu beten. 
Ich breite Gott meine Sorgen aus. Ich komme an bei ihm, werde langsam ruhiger. Umso mehr der Wind an meiner Jacke zieht, umso gelassener werde ich langsam. 

Sehe das Bild der Schneemann-Familie. Muss innerlich schmunzeln. Schnee ist nicht gleich Schnee. Ein weisses Blatt nicht nur ein weisses Blatt. 

Und plötzlich wechseln sich in mir die leichten Gedanken mit den Sorgen ab.
Wische Schnee von einem Geländer am Wegrand ab und lutsche daran. Das habe ich als Kind so oft gemacht. Sperre den Mund gegen den dunklen Himmel auf. Ich versuche mit offenem Mund die Schneeflocken zu fangen.

Und plötzlich stellt sich die Gewissheit ein: Ich bin nicht allein und werde das packen.
Und so what: ich bastle mir einfach aus dem jetzigen weissen Blatt einen Papierflieger. Er wird schon zum Fliegen kommen. Und Gott wird auch noch seins dazutun.