Schwupdiwup

Die Zeit einfangen, das würde ich manchmal gerne, kann ich aber nicht.
Den Moment einfrieren weil er einfach so schön ist. Doch der lässt sich so furchtbar schlecht in den Gefrierschrank packen.

Ich kann es nicht glauben wie schnell zurzeit die Zeit vergeht.
Schwupdiwup
Wie eine Lebensphase die Nächste ablöst ohne mich um Erlaubnis zu fragen. Wechsel die mich unvorbereitet treffen und mit denen es mir schwer fällt, mich damit abzufinden.
Ich bin am machen, am organisieren, am mitgehen, am mitleben, aber mein Herz hinkt irgendwie hinterher. Ich drehe mich um und schaue suchend den Horizont nach meiner Seele ab. Hinter den ungeniessbaren Rhabarberstängel und der vollen Giesskanne aus Wehmut steckt sie zurzeit fest.

Die Zeit rast. Ich komm nicht mit.
Es macht dann manchmal einfach

Schwupdiwup

und ich befinde mich in einer anderen
Lebensphase
Jahreszeit
Zyklusreife
Entwicklungsstufe
Beziehungsphase

und  dann kann es vorkommen, dass ich wirklich-wirklich traurig bin weil die Rhabarberstängel bereits wieder vorbei sind.

Ich freue mich aber auch an den wachsenden Tomatenstängel die bereits grüne Bömbeli tragen.
Man weint dem Alten nach, und freut sich trotzdem auf das Neue. Ich befinde mich wirklich zurzeit in einem Pingpong- Smash-Spiel von Abschluss und Neuanfang. Und das ist manchmal ganz schön anstrengend.

Vom Loslassen und Anbinden.
Vom Auspacken und Einpacken.
Vom Pflücken und Einfrieren.
Vom Geniessen und Arbeiten.
Vom Feiern und Abschiednehmen.

Der Mann ging nach Afrika und ist bereits wieder zurück. Eine intensive Zeit des Lauftrainings ist abgeschlossen. Dafür kam er diese Woche mit mir mit zum Joggen. Hoffentlich war es nicht das letzte Mal.








Schwupdiwup



Nun sind sie wieder da, die langen Sommerabende mit Wein und Reden bis in alle Nacht. Man kann die strohdummen Junikäfer beim Paartanz in der Luft beobachten. Was für ein Spektakel.


Bei meinem Sohn flatterte letzthin in Kuvert mit der Schuleinteilung ins Haus. Es heisst wieder loslassen. Ein Neuanfang steht bevor.

Die Goldmelissenblüten sind unterwegs. Sirup wird bald gemacht. Etwas Neues entsteht.

Schwupdiwup

Noch diese Woche gehe in an ein Vorstellungsgespräch. Kommt wieder etwas Neues?
Dann heisst es die kostbaren Momenten noch intensiver zu leben, weil Arbeiten wieder Arbeiten heissen würde.

Letzte Woche war meine Abschlussprüfung. Etwas Weiteres kam zum Abschluss. Auch den einen liebgewonnenen Menschen aus dem Kurs trauere ich etwas nach. Werden wir uns vielleicht malWiedersehen?

Und ich war zum ersten Mal an einer Oper im Freien. Ich heulte beinahe als es fertig war. Ich komme mit dem endgültigen Ende einfach furchbar schlecht klar.



Und ich habe meine Esszimmerwand gestrichen. Neu ist wow. Daran habe ich wirklich Freude. Aber ich blinzle bereits auf die nächste Wand, die auch noch einen neuen Anstrich braucht. Wann bin ich endlich zufrieden?


Und am Samstag fliege ich für eine Woche zusammem mit meiner Mutter nach Irland. Etwas aufregendes Neues steht bevor. Werden wir alles sehen können, was wir uns vorgenommen habe. Ich versuche meine Erwartungen nicht zu hoch zu setzen. Es geht ja schlussendlich um die Zeit zu zweit.

Schwupdiwup.

Ich bin froh, hat alles seine Zeit. Die Herausforderung besteht darin sich an dem zu freuen wie es ist und wann es ist. Nicht rückwärts zu schauen. Nicht im vorwärts zu leben. Sondern im absolut präsenten Jetzt.

So heisst es so schön:

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde.
Geboren werden und sterben, 
pflanzen und ausrotten, was gepflanzt ist, 
brechen und bauen, 
weinen und lachen, 
klagen und tanzen, 
Steine zerstreuen und Steine sammeln, 
Herzen und ferne sein von Herzen, 
suchen und verlieren, 
behalten und wegwerfen, 
zerreissen und zunähen, 
schweigen und reden,
lieben und hassen, 
Streit und Frieden hat seine Zeit. 

Es muss endlich ins Herz sacken: ich kann nur jetzt leben. Ich versuche diesen Fact so richtig im Mantra zu leben. Aber so recht mag es mir nicht gelingen.

Immer wieder kommen Dinge zum Abschluss, die mir lieb und teuer sind. Die Realität, die vom Jetzt abgelöst wird, muss wieder neu akzeptiert werden. Rhabarberstengel tun schon weh, und so wird Loslassen zurzeit zu einer ganz alltäglichen Lebensaufgabe.






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