Hallo Kleines

Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber nichts lernen zu wollen. (Sokrates)


Ich bin klein.
Das stimmt.
157 cm um genau zu sein.
Nichts worüber man sich wundern müsste.
Nichts wozu man sich äussern müsste.

Doch das ist eben manchmal der Krux an der Körpergrösse.
Sie lässt sich so verd...t schlecht verstecken.



Es ist wie ein offenes Kapitel, welches in meinem Leben nie ganz geschlossen wird. Nicht das ich deswegen in Depressionen komme. Nein, um Gottes Willen. Aber ich habe mir dazu schon viel anhören müssen. Dank meinem guten Elternhaus hatte dies sehr wenig Einfluss auf mein Selbstbewusstsein. Denn ich weiss: So wie ich bin bin ich genau richtig.
157 cm geliebtes Leben auf zwei Füssen.
Und dennoch entspricht man nicht 100 Prozent der Norm. Es ist auffällig wie oft ich auf meine Körpergrösse angesprochen werde.

Die letzten zwei Wochen zweimal: Hallo Kleines. Als Begrüssung. Wie nett.
Da blieb mir fast der Kaugummi im Hals stecken bei soviel charmanter Aufmerksamkeit.
Beim ersten Mal habe ich noch nicht viel gesagt. Geschluckt. Wie ich es leider öfters tue.
Beim zweiten Mal die Person aufgefordert dies zu unterlassen, ich sage immerhin auch nicht als Begrüssung: Hallo Grosse.

Ich kenne schon viele Witze auswendig. Sie sind längst salonfähig geworden.
Dafür habe ich meistens nur ein müdes Lächeln übrig. Aber Anhören muss ich es mir trotzdem immer wieder. Ich kann mir ja schlecht die Ohren zustöpseln. Dann würde ich ja auch die netten Komplimente nicht mehr hören.

Sprüche gibt es am Laufmeter.
A zele böle schelle---welle wotsch:
Es gibt der mit dem Mist für die Schuhe.
Wie die Luft da unten ist.
Mit dem Streckbalken.
Oder auch die Gut-gemeinten, dass die Kleinen Gott gemacht hat. (Schade um alle anderen, was ja nicht der Fall ist.)

Ich glaube es liegt im Auge des Betrachters. Und es kommt auf die Augenhöhe drauf an.
Vor allem auf die Augenhöhe, schätze ich.
Meine Gedanken spulen 2000 Jahre zurück. Da gab es auch ein kleiner Mann, der kletterte sogar auf einen Baum weil er nichts sah und zu klein war. Er hiess Zachäus. Aber er hatte danach eine Begegnung auf Augenhöhe. Diese hat sein Leben verändert. Und er ist innerlich um 100 cm gewachsen. Die Geschichte steht in der Bibel. Ich muss gerade lächeln. So eine witzige Geschichte steht in diesem Buch.
Es ist doch so:
Begegne ich nämlich einem Menschen auf Augenhöhe so fällt die Körpergrösse nicht ins Auge.



Als kleiner Mensch hat man einiges zu bewältigen. Da gibt es jeden Tag Herausforderungen im Alltag. Wir kleine Menschen haben unsere ganz eigenen Hürden über die wir unsere Beine heben müssen. Und dazu sind sie manchmal wirklich zu kurz.
Darum wäre es nett wenn wir etwas mehr Augenhöhe bekommen würden. Und auch eine Portion Respekt.

1 Ich muss alle Hosen kürzen, da man in keinem normalen Kleidershop Hosengrössen für kleine Menschen bekommt. Das kostet entweder Geld oder Zeit. Vor allem aber Nerven.

2 Ich sitze im Schneidersitz auf dem Stuhl, oder habe ein Bein oben, was hierzulande sehr unanständig wirkt. Das mache ich nicht, weil ich provozieren will, sondern weil meine Füsse den Boden nicht berühren und mir somit das Blut in der Kniekehle abgedrückt wird.

3 Klein sein provoziert Herablassendes.
Subtil, verschwommen, auch lustig, aber es drückt immer wieder durch.
Ich trage kein Schild um den Hals. Aber man macht sich lustig, einfach so. Ein Spässchen unter Freunden, nicht passend zum Lachen und auch nicht komplett zum die Leute stehen zu lassen. Grauzone des Anstands halt.

4 Ich als kleine "FRAU" sende immer das Signal aus, automatisch quasi, dass ich schwach und hilflos bin. Das will ich nicht, aber es ist ein Selbstläufer. Will ich etwas von A nach B tragen, ein Möbel einladen, eine Büchse öffnen, habe ich immer 10 Angebote für Hilfe.



5 Ich drängle mich nicht in die vorderste Reihe, weil ich am meisten sehen will, sondern weil ich sonst gar nichts sehe.

6 Auf dem Gruppenfoto stehe ich immer vorne. Wo sonst nur Köpfe sichtbar sind, sieht man bei mir die Beine, den Bauch, einfach alles. Mir gehören eigentlich viele Dankeschöns weil ich oft anderes Unvollkommenes auf dem Foto verdecke und meines in die Kamera halten muss.

7 Das Körpergewicht hat weniger Platz um sich auf die ganze Länge zu verteilen.
Das ist ein Nachteil.

8 Im Schwimmbad, wo alle noch stehen können, muss ich mich auf den Zehenspitzen vorwärts bewegen. Kinn kommt knapp übers Wasser. Entweder bewege ich mich schwimmend vorwärts. Oder ich halte mich nur noch im Kinderbecken auf.

9 Wird man wütend, nimmt einen niemand ernst. Das macht einen noch wütender.

10 Man riecht Schweissachseln deutlicher. Überhaupt ist man den eigenen und den fremden Körpergerüchen näher als man es manchmal möchte.

Aber es hat auch Vorteile, und diese weiss ich auch zu schätzen.
Man wird immer automatisch jünger geschätzt. Man kann sich hinter grossen Leuten verstecken. Man kann sich vor unangenehmen Aufgaben besser drücken. Wir haben immer genügend Beinfreiheit. Man hat immer irgendwelche Helfer an der Seite. Wir passen in jedes Bett. Wir sorgen für Überraschungen weil wir einfach oho sind.

Und das ist gut so.

Heute kleine Köstlichkeiten
pikant     mild         lecker         mit pfiff


Kommentare

HMS hat gesagt…
"be different "......!!!!!! So guet, das ist es!
Man kann auch die Nase nehmen, oder die Haare.... wer ist schon zufrieden mit seinem Äusseren? Sei du selbst! Sei ehrlich!
Sei authentisch: das heisst: echt, den Tatsachen entsprechend, glaubwürdig, unverfälscht, verlässlich, wahr!
Mein Äusseres kann ich schlecht verstecken. Aber mein Inneres? Bin ich da authentisch?
Du bisch echt, Eva!

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